Georg Grundhöfer, 17.06.2012.
Am frühen Samstagmorgen trafen wir uns mit 12 Mann vom FCB Fanclub "Rot-Weißer Hochwald" um 5:00 Uhr am Bahnhof in Türkismühle zur Mission Pokalfinale in Berlin. Leider fehlten noch zwei Eintrittskarten für zwei Mitreisende die die Fahrt trotzdem antraten, in der Hoffnung die Karten würden noch per Express in Berlin ankommen. Doch trotz aller Bemühungen unseres Vorsitzenden blieben diese Karten auf einem Postamt in Saarbrücken verschwunden (ev. sogar gestohlen) und die beiden mussten sich das Finale leider in Berlin in einer Gaststätte anschauen. Mit der Regionalbahn ging es dann ab 5:28 Uhr los zuerst mal bis Frankfurt. Alle waren guter Hoffnung, allerdings fragte sich auch jeder ob unsere Bayern dieses Spiel ganz ernst nehmen, und nicht aufgrund des am nächsten Samstag anstehenden Champions- League- Endspiels zum Testspiel verkommen lassen. Die Stimmung war sehr gut und so wurden schon auf dieser Reisestrecke zwei 5L-Fässchen Paulaner vertilgt. Ein gegenübersitzendes älteres Ehepaar traute unserem Vorsitzenden nicht so ganz beim Fassanstich und spannte beim ersten Zischen mal vorsichtshalber einen Regenschirm auf. Die beiden sahen dies aber mit Humor und der Herr hätte am liebsten schon ein Paulaner mitgetrunken, aber ich glaube Mutti war damit nicht so ganz einverstanden. Nach ca. 2 Stunden erreichten wir dann Frankfurt HBF wo wir dann in den etwas verspäteten ICE nach Berlin umstiegen. Nachdem wir unsere Plätze eingenommen hatten und die ersten BVB-Fahnen gesichtet hatten, wurden auch wir aktiv und schmückten unsere Abteile mit Bayernfahnen und Bayernschals. Mit Paulaner und Bitburger ging's dann weiter und nach einem gutem Frühstück mit Lyoner, Rohessern, Frikadellen, Eiern, Käse, Brot und Tomaten schmeckte das Bier noch besser (Cola zum Mischen war natürlich auch dabei). Bei so einer lustigen Truppe gab's sehr viel zu lachen und die Zeit verging wie im Flug. So erreichten wir dann gegen 12:30 Uhr Berlin HBF.
Das Hotel war dann auch direkt neben dem Bahnhof in ca. 300 m Entfernung vom Kanzleramt und ca. 500m Entfernung vom Reichstag, was aber an diesem Tag kein Mensch interessierte. Nach kurzem Einchecken im Hotel ging es dann mit der U-Bahn in ein Steakhaus in der Nähe vom Bahnhof Zoo. Hier kam auch noch der 13. Mann hinzu, der mit dem Flugzeug aus Augsburg kam. Nach gutem Futter im Steakhaus fuhren wir dann mit der U-Bahn direkt nach Charlottenburg zum Olympiastadion, da wir alle rechtzeitig am Stadion sein wollten. Vor dem Stadion war denn auch schon reger Betrieb und der Platz davor füllte sich immer mehr, auch mit vielen Angereisten, zumeist Dortmundern, die keine Karten für das Spiel hatten. Ein Dortmunder Fan pöbelte mit herunter gelassener Hose und nackter Männlichkeit herum. Diese, mehr schwarz als gelb, stank auch noch 10 Meter gegen den Wind. Vermutlich saß dieser Stinkmorchel in der ersten Halbzeit mit offener Hose hinter dem Dortmunder Tor und es verwundert nicht, dass die Bayern dieses nicht öfter trafen (Wettbewerbsverzerrung?). Nun ja, als dieser Fan sich verzog schmeckte das Bier auch wieder besser. Einer unserer Mitreisenden wurde vom Fernsehsender "ran" vor laufender Kamera noch zum Champions- League- Endspiel befragt. Die trockenen Antworten werden dann am nächsten Samstagmorgen im Fernsehen ausgestrahlt. Ein Bayern-Fanclub verteilte noch zu günstigen Preisen Bayernfahnen und als jeder dann eine in Empfang genommen hatte ging es dann hinein ins Stadion. Nach dem üblichen Vorgeplänkel bei Endspielen konnte die Partie pünktlich um 20:00 Uhr bei schönem, trockenem Wetter beginnen.
Dann auch gleich schon der erste Schock für uns Bayern-Fans. Nach katastrophalem Fehler von Luiz Gustavo fällt schon in der 3. Minute das 1:0 für Dortmund durch Kagawa. Kacke! Unsere Bayern von da an leicht feldüberlegen, aber wie immer recht kompliziert und mit wenigen Chancen im Angriff. In der 25. Minute dann doch recht überraschend das 1:1 für den FCB. Nach Foul von Torhüter Weidenfeller im Strafraum an Mario Gomez, verwandelt Arjen Robben den fälligen Elfmeter. Wie gesagt, Bayern optisch überlegen, aber effizienter die Dortmunder. Und so kam es dann kurz vor der Halbzeit knüppeldick. In der 41. Minute verwandelt Mats Hummels, wenn auch knapp, einen von Jerome Boateng verursachten Foulelfmeter zum 2:1 für Dortmund. Kurz danach in der 45. Minute der nächste Schock. Kagawa überlistet die schlafende Bayern-Abwehr und seinen Pass verwandelt Lewandowski aus kurzer Distanz zum 3:1.
In der zweiten Halbzeit das gleiche Spiel. Bayern zumeist im Angriff, aber gefährlicher die Dortmunder gegen eine an diesem Tag indisponierte Bayern-Abwehr. Und so konnte denn auch wiederum Lewandowski in der 58. Minute einen Konter zum 4:1 abschließen. Die Stimmung bei den Bayern-Fans war natürlich jetzt auf dem Tiefpunkt. Auch das 4:2 für unsere Bayern in der 75. Minute durch Frank Ribéry konnte keine große Aufbruchstimmung mehr aufkommen lassen. Zu viel Stückwerk nach vorne und eine nicht sattelfeste Abwehr machte alle Hoffnungen auf eine Wende zunichte. So durfte sich dann auch Torhüter Manuel Neuer in der 81. Minute an der schlechten Abwehrarbeit beteiligen. Ein von ihm nicht festgehaltener Ball kann Blaszczykowski (ich hoffe der Name ist richtig geschrieben, aber ich hab's mal versucht) auf Lewandowski flanken und dieser macht mit seinem dritten Tor und per Kopf das 5:2. Dies war dann auch der Endstand in einem für uns Bayern-Fans sehr enttäuschenden Pokalfinale.
Ich glaube viele Bayern-Spieler gingen nicht mit ganzem Herzen zur Sache und in die Zweikämpfe, da sie Angst hatten bei Verletzung die Teilnahme am Champion- League- Endspiel am kommenden Samstag zu riskieren. Um so trauriger war die Tatsache, dass ausgerechnet die für nächsten Samstag gesperrten Badstuber, Alaba und Gustavo die schlechtesten auf dem Platz waren. Diese hätten noch einmal mit vollem Einsatz in dieses Spiel gehen können, aber das Gegenteil war der Fall. Diese Bayern- Mannschaft und ihr schwacher Trainer Heynckes zeigt einfach nicht den letzten Siegeswillen. Über das veraltete Spielsystem von Heynckes ganz zu schweigen. Gerade die Dortmunder haben in dieser Saison dreimal gezeigt wie einfach dieses System auszuhebeln ist.
So schauten sich viele auch nicht mehr die Siegerehrung an und die Gruppe traf sich dann auch relativ zeitig vor dem Stadion zur Rückfahrt ins Hotel.
Auf dem Fußweg zur U-Bahnstation pöbelten auch noch einige Fans von Galatasaray Istanbul herum, dass einem Angst und Bange werden konnte (weiß der Teufel wo die her kamen, aber Berlin ist glaube ich die viertgrößte türkische Stadt und Galatasaray wurde türkischer Meister). Am Bahnhof stärkten wir uns noch mit Currywurst und Hähnchen (Spruch eines Mitreisenden: "Pokalspiel verloren, aber Hauptsach gudd gess") und im Hotel nahmen die meisten noch einen kleinen Absacker. So gingen viele auch relativ frühzeitig zu Bett, war doch ein langer Tag.
Einige waren am Morgen schon früh auf und das Hotelpersonal hatte das Frühstück noch nicht fertig. Skandal! Aber auch diese Hürde wurde genommen und die, die später zum Frühstück kamen mussten sich sputen. Eine Horde von ca. 50 jungen Mädchen (schätze so Abituralter, alle bildhübsch und noch im Wachstum) drohte das Buffet leer zu fegen, aber ich glaube alle bekamen noch was. Die größte Trauer war nun auch so gut wie überwunden und beim Gang zum Bahnhof fiel dann auch der Spruch des Tages. Eine junge Dame in BVB-Trikot, die auf der kalten Treppe zum Bahnhof saß und mit dem Handy simste, brachte in unserer Gruppe ein Gemurmel auf, dass sie sich erkältet und die Scheißerei kriegt. Dies konterte einer unserer Mitreisenden mit dem Spruch: "Ich hätt jetzt gern aber auch lieber die Scheißerei, un dafür de Pokal !"
Die Rückreise mit der Bahn war dann auch alles andere als traurig. Das lag wohl daran, dass noch 5-Liter-Fässchen Paulaner zu vernichten waren und ev. doch die Hoffnung auf einen Sieg im Endspiel am kommenden Samstag. Die vielen lustigen Sprüche konnte ich mir leider nicht alle behalten und jene die schlafen wollten mussten vor Schabernack auf der Hut sein ("Hüte dich vorm BVB, vor Bayern-Fans aus Weiskirchen und MZG"!). Nach dem zweiten Frühstück im ICE und Umstieg in Frankfurt galt es dann noch ein Ziel zu erreichen. Nämlich den Ausstieg in Türkismühle nicht zu verpassen und nicht bis nach St. Wendel durch zu rauschen. Dieses war vor einem Jahr einmal nicht gelungen. Aber viel zielstrebiger als die Bayern-Profis am Vortag schafften wir auch dieses Ziel. Und so endete dann auch diese Fahrt unseres FCB Fanclubs "Rot-Weißer Hochwald", die bis auf die 2 Stunden Fußball (aber dafür können wir ja nix), wiederum schön und organisatorisch gelungen war.
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Beitrag verfasst von: Georg Grundhöfer am 17.06.2012.
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